Erinnerungen

Jul 30, 2022

Kennst du das - du gehst an einem Platz vorbei, und sofort drängen sich dir Erinnerungen auf. Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Erinnerungen an schöne Erlebnisse, die du mit diesem Ort verbindest. Erinnerungen, die mit einem leichten Gefühl von Wehmut und Bedauern gemischt sind. 

So geht es mir gerade, wenn ich diesen Baum und das Bankerl daneben betrachte. Die „Dachlbank“ am Hügel, eingerahmt von Kornfeldern, steht dort seit Jahrzehnten, und seit Jahrzehnten führen meine Schritte mich immer wieder zu ihr.

Ganz automatisch tauche ich in die Gefühlswelt von damals ein und Bilder ziehen an meinem inneren Auge vorbei - Bilder von damals, als ich Kind war und zwischen den Kornfeldern Verstecken gespielt habe. Als ich den Duft der reifen Ähren inhalierte und mich von der Sonne streicheln ließ, während ich rücklings im Gras lag und die Wolken beobachtete. Es waren herrlich unbeschwerte Sommer voller glücklicher, freier Tage, die sich wie glänzende Perlen auf einer Kette vor mir aufreihten. 

Meine Mutter besuchte mit mir die „Dachlbank“ besonders gern in den Abendstunden, und gemeinsam beobachteten wir oft die Feldhasen, die in der blauen Stunde vorwitzig aus ihren Verstecken kamen und in der kühlen Abendluft Abfangen spielten. Kein Geräusch störte diese Idylle, keine Menschenseele war damals noch unterwegs. Nur wir beide und die Natur.

In späteren Jahren waren die Lebensumstände anders, mein Fokus auf andere Dinge gerichtet, doch zog es mich zumindest ein paar Mal im Jahr an diesen besonderen Ort zurück. Vor allem, wenn ich Ruhe brauchte, Kraft tanken wollte, mit mir ins Reine kommen musste oder Entscheidungen zu treffen hatte. Immer gab es diesen einen Platz, der mich erdete, mir Geborgenheit schenkte und mir Vertrauen gab.

Die Liebe zu diesem Land durfte ich auch meinem Sohn weitergeben. Die Zeiten kehrten wieder - diesmal war er es, der zwischen den Feldern spielte, im Schatten des Baumes saß und auf der „Dachlbank“ herumkletterte. Auch ihn hat dieser schöne Ort geprägt und die Liebe zur Natur und ihren Wesen durfte auch in seinem Herzen wurzeln.

Und heute - heute steht sie immer noch, die „Dachlbank“ und der Baum gibt ihr immer noch Schutz und Schatten. Doch ist sie nun nicht mehr Rückzugsort und Kraftspender, denn die Stille ist der umtriebigen Geräuschkulisse eines grossen Hotels gewichen, dessen Gäste laut plappernd gleich angrenzend am Pool liegen. 

Der Zauber ist verloschen, der Kraftort hat seine Magie verloren, die Zeiten haben sich verändert.

Und doch…doch erhasche ich beim Vorbeigehen immer noch flüchtig die zauberhaften Erinnerungen an früher…an eine Zeit, die zeitlos und friedlich war…an eine Zeit, als alles gut war…

So wandere ich auch heute noch gedankenverloren zu der Bank auf dem Hügel, um noch einmal kurz einzutauchen in das nährende Gefühl von Heimat und Geborgenheit.

#dieseelenbaumlerin #magieimalltag #seelenBAUMeln 

Enjoy this post?

Buy Susanne Zölss - Die Seelenbaumlerin a coffee

More from Susanne Zölss - Die Seelenbaumlerin