Nähe schafft Motivation: »Bei Schlagzeug ...

Nähe schafft Motivation: »Bei Schlagzeugers Zuhause« #1

May 02, 2024

Im vorausgegangenen Beitrag »Begeistert zum Unterricht – aber Zuhause bleibt das Schlagzeug unberührt?« war das Herstellen einer motivierenden Lernumgebung mit einfachen Mitteln Thema. Ein weiterer, PS-starker Motivator ist Zugehörigkeit:

Innerlich eine persönliche Verbindung zwischen mir und der großen weiten Musikwelt da draußen zu empfinden, schafft Nähe. »Dazu gehören« vermittelt nicht nur Kindern ein Gefühl von »Augenhöhe«. Und Begegnung auf Augenhöhe beflügelt die Lernlust. 

Was Vertrauen und innere Verbundenheit betrifft, so gibt es für Kinder wohl kaum ein stärkeres Synonym als das schöne Wort »Zuhause«. Genau hier, Zuhause dockt die Beitragsreihe an: Wir inspirieren unsere Trommelwunder im Werden, mit Geschichten. Mit Tipps und Tricks aus der häuslichen Umgebung namhafter Drummer, »angereichert« mit gehaltvoller Musik.

Wir erheben das umgeben sein von guter Musik und musizieren auf hohem Niveau schlicht zum Standard. In dem Moment, in dem etwas zur Normalität gehört, wird es greifbar. Und was fühlbar nah ist, rückt in den Bereich des (auch für mich) Erreichbaren.

Gerade bei Kindern und Jugendlichen beobachte ich das ungeheure, in dieser Gedankenkette liegende Potenzial immer wieder.

Übrigens: Wer nur Musik hören und essen will, scrollt einfach durch zum Ende des Beitrags, mit Musik und Rezepten.

Spielerisch und gemeinsam

Kinder sind meist sofort dabei, wenn es darum geht, etwas Leckeres für Familie und Freunde zuzubereiten. Starten wir »Bei Schlagzeugers Zuhause« also mit »Essenszubereitung«:

Was kommt eigentlich bei einem Schlagzeuger, der Musikgeschichte geschrieben hat, auf den Mittagstisch?

Nun: Das Leben vieler professioneller Drummer ist nicht gerade so, dass pünktlich zur immer gleichen Zeit das Mittagessen auf dem Tisch steht. Berufsbedingte Arbeitsumstände - Reisen zwischen Engagements und unregelmäßige Arbeitszeiten bis spät in die Nacht - lassen das einfach nicht zu.

Was für manche nach abschreckend anstrengendem »Tourleben« klingt, kann tatsächlich eine Herausforderung sein. Inwiefern aber gerade diese Arbeitsumstände oft in leckere Rezepte daheim resultieren, dazu gleich mehr.

Lasst mich zunächst kurz den Mann vorstellen, um dessen Küche es heute geht. Ein Drummer, der das moderne Schlagzeugspiel maßgeblich mitgeprägt hat.

Meine persönliche »Art Blakey Story«

Bevor wir in sein privates Kochbuch spinksen, möchte ich kurz »meine Art Blakey Story« erzählen. Gefühlt veranschaulicht sie typische Aspekte des Musiklernens, die »auf dem Schirm« zu haben, auch für Eltern wertvoll sein kann.

Die Musik in meinem Elternhaus konzentrierte sich auf Klassik und Kirchenmusik. Eine meiner ersten Platten auf dem Weg zu einem »Schlagzeug-Flüsterer« Musikhörer war »Free for All«: »Art Blakey and his Jazz Messengers«. Zeitweise habe ich das Album rauf und runter gehört.

Schon das Cover im Laden zog mich auf magische Weise an: ein ausdrucksstarkes Gesicht mit Charisma. Und in den dazugehörigen Händen erinnerten die Drum-Sticks eher an den Dirigentenstab eines Maestros von Weltklasse, als an »Schlagzeug«.

Der Album-Titel »Free For All« wirkte auf mich geheimnisvoll, fordernd. Mein Dictionary übersetzte die Redewendung mit: »eine Situation, in der alle Menschen das tun, was sie wollen, weil keine Grenzen sie mehr aufhalten«. 

Uuh. Das klang wirklich nach Tiefe! Und »alle«, das bedeutete ja mich eingeschlossen?

Irgendwie schien dieser Lebens-gestählte Mensch zu wissen, wie man etwas erreicht, wonach ich noch suchte. Etwas, das mich schon als junger Mensch beschäftigte: respektiert zu sein als der Mensch, der ich tatsächlich sein möchte. Seine Präsenz schien der lebende Beweis dafür zu sein, dass dieses Glück nicht nur »suchbar«, sondern tatsächlich findbar ist.

Der Trommler werden, der man sein möchte

Ich selbst war jung, unerfahren und eher maßvoll zurückhaltend. Meine persönliche »Wunschfreiheit« lautstark trommelnd einzufordern, wäre mir seinerzeit »unangemessen« vorgekommen. Mich beschäftigten erst mal Fragen wie: »Steht mir das überhaupt zu: einfach der zu sein, der ich sein möchte?«

Das ist nicht nur eine wichtige Frage, sondern zu sich zu stehen ist gar nicht so »einfach«. Zumal wenn der Applaus von Freundin, Familie, Lehrern und »Gesellschaft« eher verhalten bleibt.

Ich bin daher immer dabei, wenn es darum geht, den Nachwuchs dahingehend zu unterstützen: Das Kind, für das »Schlagzeug« gleichbedeutend ist mit »Du selbst sein« - für diesen Menschen wird die Musik lebenslang ein wertvoller Freund, Berater und Unterstützer sein. Egal, welchen Platz zwischen Hobby und Beruf das Schlagzeug später einmal einnimmt: solche Kinder werden aufgeschlossene Erwachsene, die Herausforderungen bewusst annehmen, und offen sind für Veränderungen, neue Ideen, immer bereit, auch ungewöhnliche Wege in Kauf zu nehmen.

Erst kürzlich sprach mich auf der Straße eine junge Dame an, die mir das genauso sagte. Wie sich herausstellte, eine ehemalige Schülerin, die ich auf den ersten Blick nicht wiedererkannt hatte. Zusammenfassend sagte sie wörtlich »Danke Peter! Du hast mein Leben verändert«.

Schwere Arbeit erfordert leichte Kost

Nun aber endlich zurück zum Essen!

Das Leben »on the road« erfordert ein Maximum an Flexibilität – auch was Essenszeiten betrifft. Eines der großzügigen Geschenke des unsteten Musikerlebens ist jede Menge Gratis-Inspiration. Unterwegs lernt man u. a. die Küche verschiedenster Regionen und Kulturen kennen. Und das nicht aus dem Kochbuch, oder in eher touristischen Etablissements, sondern im Original.

Wenn man mit Einheimischen vor Ort zusammenarbeitet, lernt man in der Regel gleich die wirklich guten Lokale kennen.

Diese Inspiration führt unweigerlich dazu, auch die ein oder andere leckere Idee mit nachhause zu bringen. Und selbst wenn man – wie in meinem Fall – mit Standards wie »Kartoffeln, Fleisch und noch was« groß geworden ist, entwickelt man oft seine individuelle »Mix-Küche«.

Auf Tour kommt »das Mittagessen« oft erst nach dem Konzert, und spät am Abend. Das mag ein Grund sein, warum viele Musiker »nach der Arbeit« leichte Kost, wie Salate und frisches Gemüse bevorzugen. Salate. Endlich ist das Stichwort gefallen!

Rezepte aus dem Hause Blakey

Ähnlich muss es auch Art Blakey (1919–1990) gegangen sein. Der einflussreiche Jazz-Schlagzeuger, inspirierende Bandleader und Lehrer war nicht nur ein Liebhaber, sondern offenbar auch Erfinder außergewöhnlicher Gerichte. So zumindest Sandy Warren in ihrem Buch »Art Blakey Cookin' and Jammin': Recipes and Remembrances from a Jazz Life«.

Sie muss es wissen: 20 Jahre lang lebte sie mit Jazz-Ikone Art Blakey und Familie zusammen. In einem Interview berichtet die erfolgreiche Autorin: »Ich wäre heute sicher nicht Lebensmittelautorin, wenn mich Art mit verschiedenen Lebensmitteln nicht überhaupt erste bekannt gemacht hätte«.

Nachfolgend also einige leckere Rezepte aus ihrem sympathischen Bändchen, respektive »dem Hause Blakey«. Die Salate sind zwei von vielen kulinarischen Genüssen, die Sandy Warrens unterhaltsame Lektüre präsentiert.

Im Erzählstil verküpft ca. 80 Warm- und Kaltgerichte, Backrezepte und Desserts mit Anekdoten aus dem Familienleben eines außergewöhnlichen Musikers.

»Art Blakey Cookin' & Jammin' ist ein persönlicher Bericht über das Leben mit Art, erzählt in Rezepten und Erinnerungen.« (Sandy Warren)

Leider ist das schöne Büchlein im Moment vergriffen. Hier gibt es gelegentlich Amazon-Gebrauchtangebote

Übrigens: der Meister erntete die Zutaten für seine Gerichte am liebsten selbst und ganz frisch.

Wassermelone-Tomate-Salat

Zutaten für 4 Portionen

  • 4 Tomaten

  • 2 Tassen kleine, kernlose Wassermelonen Bällchen

  • 1/4 Tasse rote oder Vidalia-Zwiebeln oder Frühlingszwiebeln, gehackt

  • 1 Esslöffel frische Minze, gehackt

  • 1 Esslöffel (oder nach Geschmack) frischer Zitronensaft

  • 1 Teelöffel Zucker*

  • 3 Esslöffel natives Olivenöl extra

  • Salz nach Belieben

  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer nach Belieben

  • frische Minze-Zweige zum Garnieren

Eine Platte mit Tomatenscheiben auslegen. Melone auf die Tomaten schichten und mit Zwiebeln und/oder Frühlingszwiebeln belegen. Minze, Zitronensaft, Zucker* und Öl mischen und über den Salat geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit Minze garnieren.

*Ich selbst bevorzuge Honig statt Zucker.

Erdbeer-Spinat-Salat

Zutaten

  • 4 Tassen frischer, zerpflückter Spinat, abgespült und trocken getupft

  • 1 Tasse frische Erdbeeren, abgespült, trocken getupft und halbiert, mit entfernten Kernen (4 ganze Erdbeeren mit Kernen zum Garnieren aufheben)

  • 1/2 Tasse dünn geschnittene rote Zwiebeln, in Ringe geschnitten

  • 1/2 Tasse entkernte schwarze Oliven

  • Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer zum Abschmecken.

Das Dressing ist eine einfache Vinaigrette. Die besteht im Hause Blakey aus 3 Teilen nativem Olivenöl verrührt mit 1 Teil Essig. Die Mischung wird mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.

Ich selbst bevorzuge Kräutersalz, und verrühre einen Teelöffel Honig in der Soße. Dazu frische Kräuter je nach Jahreszeit.

Serviert wird der Salat portioniert auf 4 Tellern, mit jeweils einer ganzen Erdbeere als Dekoration.

»Banane-Schoko-Eis«

Selbst möchte ich Euch noch ein leckeres, fruchtiges Dessert verraten. Das »Rezept« entstand eher intuitiv. Also: ich esse sehr gerne Eis. Leider macht der regelmäßige Genuss von viel Zucker und Sahne unangenehm dick. In diesem Bananen-Schoko Rohkost-Eis habe ich eine leckere, aber weniger »Pfunde-treibende« Alternative gefunden.

Zutaten

  • 4 mittelgroße Bananen

  • 1–2 Teelöffel echten Kakao

  • 1 Esslöffel Honig nach Geschmack

  • ein paar Blätter frische Minze

Bananen pürieren. Kakao mit wenig kochenden Wasser übergießen, und in einer Tasse zu einem dickflüssigen Konzentrat vermischen. Den Honig in der noch warmen Flüssigkeit auflösen. Alles in einen Mixer geben, gehackte Minzblätter hinzufügen, und zu einer glatten Masse verrühren. In einen tiefkühl festen Behälter füllen und einfrieren.

Vor dem Servieren einen Esslöffel in einen Becher stellen und kochendes Wasser einfüllen. Mit dem erhitzten Löffel (oder alternativ Messer) lässt sich das gefrorene Eis gut portionieren!

Musik zum Essen!

Hier findest Du alle Rezepte als PDF zum gratis Download.

Wie wärs mit ein bisschen Musik während des Rührens und Schnibbelns mit Deinem  Trommelwunder im Werden? Hier sind einige Anspiel-Tipps für Art Blakey Einsteiger: der frühe Hit »Blues March«, oder das unverschämt swingende »Moanin'«. Wärmstens ans Herz legen kann ich Dir das Schlagzeug-Special »Art Blakey and the Afro-drum ensemble«. Eine musikalische, 45-minütige Reise durch das rhythmisch vielfältige Afrika!

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